
Noch immer werden die Bücher von Frauen und auch die schreibenden Frauen selbst herabgewürdigt und lächerlich gemacht. Frauen können nicht schreiben, zumindest nicht gut schreiben und gestützt wird diese Aussage gerne mit dem Verweis darauf, dass historisch vor allem männliche Autoren bekannt sind und gefeiert wurden. In FRAUEN LITERATUR zeigt Nicole Seifert die strukturelle Misogynie auf, die dahinter bis heute steckt und es Frauen noch immer schwer im Literaturbetrieb macht.
Vielen Dank an NetGalley.de und den KiWi-Verlag für dieses Rezensionsexemplar!
Ich bin keine Literaturwissenschaftlerin und hatte auch nie Ambitionen, mich mit Büchern zu einer anderen Zeit als meiner Freizeit zu beschäftigen. Dass es im Literaturbetrieb aber Missstände bezüglich der Gleichberechtigung von Nicht-cis-Männern (in FRAUEN LITERATUR geht es aber vorrangig um die Benachteiligung von cis Frauen) gibt, ist aber auch an mir nicht vorbeigegangen. Gerade die Aktion #frauenzählen, an der Nicole Seifert maßgeblich beteiligt war, habe ich verfolgt, zudem lese ich seit Anfang 2018 fast ausschließlich Bücher von Menschen, die nicht cis Männer sind.
FRAUEN LITERATUR zeigte mir vor allem eindrücklich, dass sich an der Art, wie Bücher von Frauen besprochen und häufig verrissen wurden, in den letzten Jahrhunderten nichts geändert hat. Es hat sich auch nichts daran geändert, dass bei Autorinnen, im Gegensatz zu Autoren, das Aussehen anscheinend eine unglaublich wichtige Rolle spielt. Manchmal wurde ich beim Lesen richtiggehend wütend. Teilweise herrschte bei mir aber auch ein bisschen Hoffnungslosigkeit. Frauen wird es schwer gemacht, Karriere als (ernstgenommene) Schriftstellerin zu machen, weil es so wenig Frauen gibt, die als Schriftstellerinnen ernst genommen werden und bekannt wurden. Dieser Teufelskreis scheint manchmal unaufhebbar.
Nicole Seifert trägt aber auch dem „wiederentdeckt“ vom Cover Rechnung. Sie gibt einen Überblick über die letzten Jahrhunderte Literaturgeschichte, teilweise gibt es auch ältere Beispiele von Autorinnen. Und dabei geht sie immer wieder auf die Relevanz von Autorinnen ein, von denen ich bisher noch nie gehört habe – eine schöne Inspiration!
Für mich fällt FRAUEN LITERATUR damit in eine Reihe mit Büchern wie Das Patriarchat der Dinge, Periode ist politisch oder Invisible Women, die patriarchalische Strukturen und den Teufelskreis struktureller Probleme in unterschiedlichen Lebensbereichen aufzeigen.

Über Nicole Seifert:
Seifert machte eine Ausbildung zur Verlagsbuchhändlerin, studierte in Berlin Amerikanistik und Vergleichende Literaturwissenschaften. Heute arbeitet sie als freie Herausgeberin, Übersetzerin und Autorin. Auf ihrem Blog Nacht und Tag dreht sich alles um Literatur von Frauen.
Sie lebt mit ihrer Familie in Hamburg.
Quelle: Nacht und Tag-Blog
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Hardcover: ISBN 978-3-462-00236-2 | 18,00 €
E-Book: ISBN 978-3-462-30244-8 | 16,99 €
224 Seiten | erschienen 2021
Verlagswebseite zum Buch
Bildquellen
Cover: KiWi
Autorin: Nicole Seiferts Website