Rezension – Stranger in the Shogun’s City

1804 wird in einem japanischen Dorf Tsuneno geboren. Sie ist die Tochter eines buddhistischen Priesters und wird auf ein Leben als Ehefrau und Mutter vorbereitet. Doch mit Mitte Dreißig und nach drei Scheidungen verlässt sie ihre Familie. Ohne deren Einverständnis zieht sie nach Edo, das heutige Tokio, und sucht dort ihr Glück.

Eine Sache von vielen, die ich an meiner Mutter sehr liebe, ist, dass sie mir hin und wieder englische Bücher schenkt, die ich mir nicht explizit gewünscht habe. Sie spricht kaum Englisch und geht hauptsächlich nach dem Cover. Trotzdem hat sie mir bisher immer Bücher geschenkt, die meinen Geschmack voll treffen. Und mit diesem hier war es nicht anders. Ich war wirklich gespannt auf Tsunenos Geschichte.

Why would any woman want a husband if she could make it in the city on her own?

S. 154

Über die Geschichte Japans weiß ich kaum etwas, wenn man einmal von kleinen Abschnitten in der Zeit des Zweiten Weltkriegs absieht. Insofern war es ganz generell spannend, über das Japan des 19. Jahrhunderts zu lesen. Amy Stanley spricht dabei viele unterschiedliche Aspekte an. So war ich beispielsweise überrascht, wie üblich Scheidungen in Japan damals waren. Neben familiären Verhältnissen, geht es auch um die Politik und den Aufbau der Verwaltung Japans in dieser Zeit.

Edo, 1844-1848

Nicht besonders gut gefallen hat mir aber, dass in meinen Augen zu wenig über Tsuneno selbst berichtet wird. Wenn man Cover und Klappentext glaubt, ist Stranger in the Shogun’s City die Biographie von Tsuneno. In Wirklichkeit ist es aber eher die Geschichte der japanischen Gesellschaft im 19. Jahrhundert, bei der Amy Stanley immer mal wieder auf das Leben von Tsuneno eingeht.

Dennoch ein spannendes Buch, versehen mit der Warnung, dass das Englisch darin nichts für ungeübtere Leser*innen ist. Wer also selten englische Bücher liest, sich aber für dieses interessiert, sollte sich vermutlich lieber die deutsche Ausgabe, Tsunenos Reise, besorgen.

Being a woman entailed shame and selfdoubt and, above all, constraint. The trick was to learn to occupy the space one was allowed […].

S. 157

Bewertung: 4 von 5.

Über Amy Stanley:
Stanley studierte in Harvard, Osaka und Tokio. Ihren PhD machte sie in Ost-Asiatischen Sprachen und Zivilisationen. Heuute arbeitet sie als Professorin an der Northwestern University im US-amerikanischen Illinois. Dort lebt sie auch mit ihrem Mann und zwei Söhnen.
Quellen: Website der Autorin & Buch

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Hardcover: ISBN 978-1-5011-8852-7 | 24,99 €
Taschenbuch: ISBN 978-1-78470-813-9 | 9,99 €
E-Book: ISBN 978-1-47355-435-1 | 12,99 €
352 Seiten | erschienen 2021
deutscher Titel: Tsunenos Reise | Übersetzerin: Elisabeth Liebl | Verlag: Rowohlt

Verlagswebseite zum Buch

Website von Amy Stanley


Bildquellen
Cover: Penguin
Edo: Wikimedia
Autorin: Amy Stanleys Website (© Brian McConkey)

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