Rezension – Beklaute Frauen

In der Vergangenheit, und auch heute noch viel zu häufig, wurden und werden die Leistungen von Frauen unter den Teppich gekehrt, negiert und die Frauen selbst klein gehalten. Die Geschichtsschreibung spricht gerne von „den großen Männern“, dabei haben schon immer auch Frauen zu unserer Welt beigetragen und die meisten Leistungen dieser „großen Männer“ wären ohne Frauen nicht möglich gewesen. In Beklaute Frauen stellt Leonie Schöler einige dieser Frauen vor und die Systeme, die bis heute fortwirken und weiterhin für Benachteiligungen sorgen.

Vielen Dank an den Penguin-Verlag für dieses Rezensionsexemplar!

Ich liebe dieses Buch! Alles daran! Es fängt schon an mit der Haptik und Optik, denn das Cover gefällt mir richtig gut, es gibt einige Bilder und beim Lesen habe ich mich durchgehend darüber gefreut, wie schön sich das Buch anfasst. Das wäre natürlich alles nichts, wenn der Inhalt nicht auch voll überzeugen würde. Und das kann der Inhalt von Beklaute Frauen definitiv. Es machte mich teilweise sehr, sehr wütend, aber vorrangig ist es ein äußerst informatives Buch.

Wollen wir wirklich weiterhin so tun, als hätte die Hälfte der Bevölkerung die letzten Tausende von Jahren überall auf der Welt die Füße stillgehalten und passiv in der Gegend rumgestanden, nur um jetzt auf einmal zu bemerken, dass auch sie etwas leisten und bewegen können?

S. 318

Einige Zeit zuvor hatte ich Die unerzählte Geschichte von Vera Weidenbach gelesen, das eine ganz ähnliche Prämisse hat, indem es erzählt, wie Frauen dazu beitrugen unsere Welt zu schaffen und zu gestalten. Der Unterschied ist, dass Schöler verstärkt auf die zugrunde liegende Systeme eingeht, nicht so sehr auf die Biografien der vorgestellten Frauen. Sie zeigt auch, dass die Unterdrückung von Frauen nicht losgelöst von anderen Diskriminierungsformen gedacht und bekämpft werden kann. Unser Idealbild eines Menschen ist noch immer ein weißer, nicht behinderter, hetero cis Mann. Nur eines dieser Merkmale, männlich, ändern zu wollen, kann nicht das Ziel sein.

Lasst uns die Welt so abbilden, wie sie eigentlich ist. Also eine Welt, in der Frauen, People of Color, Menschen mit Behinderung und LGBQIA+-Personen einen sehr großen Anteil haben.

S. 320

Ich kannte einige der vorgestellten Frauen schon, beispielsweise Clara Immerwahr oder Rosalind Franklin. Andere dagegen sagten mir gar nichts und ich bin dankbar, durch Beklaute Frauen auf sie aufmerksam geworden zu sein. In mancherlei Hinsicht ist dieses ein sehr inspirierendes Buch, das zeigt, was Frauen früherer Generationen schon erkämpft haben und welch weiten Weg wir schon gekommen sind. Aber es zeigt eben auch, dass es noch viel zu tun gibt.

Ich kann euch Beklaute Frauen sehr empfehlen. Es liest sich flüssig, Leonie Schöler schaffte es zudem, mir auch bei einem Buch, das so wütend machen kann, immer mal wieder einen Lacher zu entlocken. Und es ist ein ebenso informatives wie hochaktuelles Buch über einige Frauen, die von der Geschichtsschreibung unter den Teppich gekehrt wurden.

Jede beklaute Frau ist kein Einzelfall, sondern Teil eines Systems, das uns alle betrifft und bis heute wirkt.

S. 319

Bewertung: 5 von 5.

Weitere Meinung zum Buch:
lisaasleben („Unbedingte Leseempfehlung für alle Menschen.“)

Über Leonie Schöler:
Schöler wurde 1993 geboren und ist Historikerin, Journalistin und Moderatorin. Auf ihren TikTok- und Instagram-Kanälen klärt sie als @heeyleonie über vergangene und aktuelle politische Geschehnisse auf. Zudem erschienen von ihr recherchierte Videos bei einigen funk-Produktionen, auch auf ZDF und ZDFinfo liefen Filme von ihr.
Schöler lebt in Berlin.
Quelle: Penguin

WERBUNG

Hardcover: ISBN 978-3-328-60323-8 | 22 €
eBook: ISBN 978-3-641-30996-1 | 19,99 €
416 Seiten | erschienen 2024

Verlagswebseite zum Buch

Website von Leonie Schöler


Bildquellen
Cover: Penguin
Autorin: Website von Leonie Schöler

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