Rezension – Mit dem Schnee kommt der Tod

Josephine Tey und Detective Chief Inspector Archie Penrose sind auf St Michael’s Mount eingeladen. Dort wollen sie die Weihnachtsfeiertage 1938 in illustrer Runde, darunter auch Marlene Dietrich, verbringen. Doch dann schneidet ein Sturm die Insel vom Festland ab – und auf dem Kirchturm wird eine Leiche gefunden. Als auch noch ein zweiter Körper auftaucht, breitet sich unter den Gäst*innen Panik aus.

Vielen Dank an NetGalley.de und den Kein & Aber-Verlag für dieses Rezensionsexemplar!

Vermutlich hätte mich dieses Buch nicht so angesprochen, wenn ich mich nicht im Lauf des letzten Jahres in Josephine Teys (zu ihr habe ich euch unten ein paar Informationen zusammengestellt) Bücher verliebt hätte. Und wenn ich dieses Buch nicht gelesen hätte, hätte ich wirklich etwas verpasst!

Das Buch ist ein aktuelles, das englische Original erschien 2021, hat aber viele Merkmale der Krimis aus der Zeit des Golden Age. Die Taten finden an einem abgelegenen Ort mit einer begrenzten Zahl von Verdächtigen statt. Als Leser*in hat man alle Informationen, die auch dem Ermittler Archie Penrose bekannt sind. Anders als bei den Büchern von z.B. Agatha Christie gibt es aber kein großes Finale mit einer überraschenden Enthüllung des*r Täter*in, stattdessen erlebt man die kompletten Ermittlungen gemeinsam mit Penrose. Und es ist um einiges blutiger als die Krimis aus den 1920er- und 30er-Jahren, die ich kenne.

Josephine Tey ist weniger in die Auflösung des Falles involviert, als ich aufgrund des Klappentexts gedacht hätte. Sie ist eher ein ünterstützender Charakter, dem Archie Penrose vertraut. Mir hat sehr gut gefallen, dass sie als lesbisch porträtiert wird (über die reale Josephine Tey gibt es diesbezüglich keine Aussage) und die Tage auf St Michael’s Mount mit ihrer Partnerin Marta verbringt.

Dabei zeigt Nicola Upson aber auch auf, wie sehr Homosexualität ein Versteckspiel war (und zu häufig noch ist). So macht Josephine Teys Familie Andeutungen, wie gut ihnen Archie Penrose als Schwiegersohn bzw. Schwager gefallen würde und die Nächte gemeinsam zu verbringen, wird für Josephine und Marta zu einem kleinen Thriller in diesem Krimi. Zu lesen, wie schwer es Menschen aus dem LGBTQIA+-Spektrum fiel und fällt, ist für mich herzzerbrechend und Nicola Upson gelingt es sehr gut, dies in wenigen Worten zu vermitteln.

Mit dem Schnee kommt der Tod lässt sich meine Lieblingsgenre Cosy Crime zuordnen und gehört dabei zu den besten Büchern, die in neuerer Zeit geschrieben wurden. Ich habe an diesem Buch alles geliebt: die Auflösung, welche nicht nur überzeugend und nachvollziehbar, sondern auch sehr emotional war; die Protagonist*innen; Josephines und Martas Beziehung; die Anlehnung an die Krimis des Golden Age.

Wenn ihr also Fans der Queens of Crime seid oder anderer Autor*innen aus der Periode, dann kann ich euch diesen Krimi nur ans Herz legen. Selbst wenn das nicht der Fall ist, wird euch dieses Buch sicher auch gefallen, wenn ihr Cosy Crime mögt. Und vielleicht greift ihr danach ja auch zu den Krimis der realen Josephine Tey, die ich dieses Jahr quasi in einem Rutsch verschlungen habe, weil sie mir so gut gefallen haben.

Bewertung: 5 von 5.

Weitere Meinungen zum Buch:
Crime Fiction Lover (5 Sterne; „a Christmas treat to bring comfort and joy“)
The Quick and the Read („another excellent instalment in the Josephine Tey series“)
Kitty Kat’s Book Review Blog („It tugged at my emotions and surprised me.“)

Die Josephine Tey-Reihe:
Band 1: An Expert in Murder (dt.: Experte in Sachen Mord)
Band 2: Angel with Two Faces (dt.: Wenn die Masken fallen)
Band 3: Two for Sorrow
Band 4: Fear in the Sunlight
Band 5: The Death of Lucy Kyte
Band 6: London Rain
Band 7: Nine Lessons
Band 8: Sorry for the Dead
Band 9: The Dead of Winter (dt.: Mit dem Schnee kommt der Tod)
Band 10: Dear Little Corpses (dt.: Dorf unter Verdacht)
Band 11: Shot with Crimson (dt.: Drehbuch des Todes)

Über Nicola Upson:
Upson wurde 1970 in Suffolk, UK, geboren. Sie studierte Anglistik in Cambridge. Ihr erstes Buch, An Expert in Murder (dt.: Experte in Sachen Mord), wurde der Auftakt zu einer erfolgreichen Krimiserie um Josephine Tey und Detective Chief Inspector Archie Penrose.
Upson lebt mit ihrer Partnerin in Cambridge.
Quelle: Wikipedia

ÜBER JOSEPHINE TEY

Josephine Tey ist das Pseudonym der britischen Autorin Elizabeth MacKintosh. Sie wurde 1896 im schottischen Inverness als älteste von drei Töchtern geboren und wurde Sportlehrerin.
1923 musste sie ihre Arbeit aufgeben, um sich um ihre krebskranke Mutter und später den invaliden Vater zu kümmern. In der Folge begann sie, Geschichten zu schreiben. 1929 erschien ihr erster Roman, Kif: An Unvarnished History, der positiv aufgenommen wurde. Wenige Monate später erschien ihr erster Krimi um Alan Grant, The Man in the Queue (dt.: Warten auf den Tod), damals noch unter dem Pseudonym Gordon Daviot.
Sie wandte sich danach zunächst dem Verfassen von Theaterstücken zu; erst 1936 erschien ihr nächster Krimi um Alan Grant, dieser unter dem Pseudonym Josephine Tey. Bereits 1937 verfilmte Alfred Hitchcock ihn unter dem Titel Jung und unschuldig.
In der Zeit des Zweiten Weltkriegs zog MacKintosh sich sehr zurück, bis heute ist kaum etwas über ihr Leben zu dieser Zeit bekannt. 1952 verstarb sie während einer Reise nach London.
Quelle: Wikipedia

WERBUNG

Originaltitel: The Dead of Winter | Übersetzerin: Anna-Christin Kramer
Hardcover: ISBN 978-3-0369-5011-2 | 20 €
eBook: ISBN 978-3-0369-9639-4 | 16,99 €
336 Seiten | erschienen 2023

Verlagswebseite zum Buch


Bildquellen
Cover: Kein & Aber
Autorin: Kein & Aber
Josephine Tey: Wikipedia

CN für das Buch: Mord (explizit), Kindstötung, häusliche Gewalt

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