Rezension – Immer montags beste Freunde

Quelle: Randomhouse
Quelle: Randomhouse

Immer montags beste Freunde | Laura Schroff, Alex Tresniowski | Diana | erschienen 2015
aus dem Amerikanischen: An Invisible Thread | Übersetzerin: Marie Rahn
Taschenbuch: ISBN 978-3-453-29175-1 | 16,99€
E-Book: ISBN 978-3-641-16660-1 | 13,99€
Leseprobe

An einem Montag Mitte der 80er Jahre, New York ist von Bettlern überschwemmt, bittet der 11jährige Maurice Laura Schroff um ein bisschen Geld. Nachdem sie zunächst an ihm vorbeiläuft, dreht sie um und lädt ihm zum Essen bei McDonald’s ein. Von da an treffen sie sich jeden Montag und zwischen den beiden, einer erfolgreichen Karrierefrau und einem kleinen Jungen aus dem Drogenmilieu, entwickelt sich eine Freundschaft, die einige Hürden schafft und für Jahre bestehen bleibt.

Dieses Buch gehört in die Kategorie „Nicht in der Bahn lesen“ – allerdings war mir das vor dem Lesen nicht klar. So kam es zu dem denkwürdigen – und peinlichen – Moment, dass meine Nebensitzerin mit ein Taschenbuch angeboten hat. Offenbar hat sich mein Schniefen wie ein akuter Schnupfen angehört, letztendlich war die Schuld einzig und allein bei dem Buch zu finden. Danach habe ich es wohlweislich in den eigenen vier Wänden gelesen und mich ganz ungeniert meinen Tränen hingegeben.
Dabei legt es das Buch gar nicht so sehr darauf an, auf die Tränendrüse zu drücken. Meistens sind die für mich sehr emotionalen Szenen eher sachlich beschrieben und dieser „matter of fact“-Tonfall hat es für mich erst schwierig gemacht.
Hauptsächlich dreht sich das Buch natürlich um die Freundschaft zwischen Maurice und Laura – wie diese sich entwickelt, wie es sie beide beeinflusst und wie sie letztendlich jahrelang bestehen bleibt. Aber dabei bleibt es eben auch nicht aus, dass mehr über Maurice, seine persönliche Geschichte unabhängig von Laura, berichtet wird. Sonst wäre es kaum verständlich, wie es überhaupt zu dieser ungewöhnlichen Freundschaft kommen konnte. Obwohl Laura nach eigenen Aussagen viel Wert darauf legt, kein Mutter-Ersatz zu werden (Maurices Mutter lebt noch), ist sie jemand, zu dem Maurice aufschauen kann. Es ist sehr berührend zu lesen, wie Maurice beginnt, ihr zu vertrauen. Es wird aufgezeigt, was für Kleinigkeiten einen Unterschied im Leben eines Menschen machen. Zwischen den beiden entwickeln sich kleine Rituale, über die ich nie nachgedacht habe und die vermutlich für viele Menschen keine große Rolle spielen.

Die Rituale an sich [waren] für Maurice genauso wichtig wie die Mahlzeiten.
– Laura Schroff, S. 115

Über allem steht aber, wie wichtig eine Familie ist und ich denke, das ist die große Gemeinsamkeit, die Maurice und Laura verbindet. Laura, Mittdreißigerin und geschieden, will unbedingt Kinder und eine eigene Familie haben, während Maurice zwar Mutter und Geschwister hat, diese sich aber nicht um ihn kümmern. Und auch wenn Laura immer deutlich macht, dass sie nicht seine Mutter ist, übernimmt sie doch viele Aufgaben einer solchen – Pausenbrote zubereiten, zu Elternsprechtagen gehen, Weihnachtsgeschenke besorgen, …
Das Berührende an all diesen kleinen Episoden und Ritualen, die sich zwischen den beiden entwickeln, ist die Reaktion von Maurice. Er bittet oft um Dinge, die uns überhaupt nicht wichtig erscheinen und die auch von Laura Schroff als selbstverständlich angesehen werden, aber für ihn sind sie das eben nicht. Und dabei geht es keineswegs um das Monetäre. In dem gesamten Buch bittet er sie, wenn ich es richtig im Kopf habe, nur ein einziges Mal um Geld – und da kennen sie sich schon einige Jahre. Natürlich kosten viele der Dinge, die sie mit ihm oder für ihn macht, Geld, aber das geht von ihr aus und passiert nicht, weil er sie darum bittet.
Ich fand es oft schwer ertragbar zu lesen, was Kinder in dem Milieu, aus dem Maurice kommt, schon in jungen Jahren erleben mussten. In dem Buch zeigt sich, wie abgebrüht und erwachsen Kinder sein können, wenn sie von der Umwelt dazu gezwungen werden – und wie traurig diese Tatsache ist. Manchmal merkt man Maurice wirklich nicht an, dass er noch kein Teenager ist, als die beiden sich kennenlernen.
Ich konnte mich zudem oft in Laura wiedererkennen – in ihren Wünschen und Gedanken – und dabei blieb immer diese eine nagende Frage in meinem Hinterkopf: könnte ich auch so handeln?

Immer montags beste Freunde ist ein Buch über eine außergewöhnliche Freundschaft, die Macht einer Freundschaft und über Familie – die man sich nicht immer, aber doch manchmal aussuchen kann. Es ist auch ein inspirierendes Buch über Mitgefühl und welch weitreichende Folgen es haben kann. Es zeigt auch, wie Hilfsbereitschaft mehr als ein Leben zum Positiven verändern kann.

Ein unsichtbares Band verbindet ungeachtet von Zeit, Raum und Umständen diejenigen, deren Begegnung vorherbestimmt ist. Auch wenn dieses Band aufs Äußerste gespannt oder völlig verheddert ist, wird es niemals reißen.
– Chinesisches Sprichwort

goldene_SterneÜber Laura Schroff:
Schroff wurde zu Beginn der 50er Jahre auf Long Island geboren und wuchs dort auf. Sie war Teil des Werbeteams, das die USA Today aufbaute und erfolgreich machte, außerdem arbeitete sie unter anderem für InStyle, Bribes und People. Während ihrer Arbeit in New York traf sie Maurice, mit diesem ist sie noch immer befreundet. Dort lebt sie auch heute, zusammen mit ihrem Pudel.
Quelle: ihre Website, Buch

Über Alex Tresniowski:
Tresniowski war jahrelang Autor für das PEOPLE-Magazin und schrieb an mehreren Büchern mit. Dazu gehört auch Die Vendetta, welches 2005 erschien und mit Johnny Depp und Christian Bale als Public Enemies verfilmt wurde.
Er lebt in New York.
Quelle: Website von Laura Schroff

Weitere Meinungen zum Buch:

Kaufen könnt ihr das Buch beim Verlag oder auf buecher.de

 

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