Julia und Isabelle haben sich während des Studiums kennengelernt und sind seitdem Freundinnen. Mit Mitte 40 sind beide erfolgreich und scheinen perfekte Leben zu haben. Doch Isabelle erkrankt an Brustkrebs und stirbt. Ihr Tod reißt Julia den Boden unter den Füßen weg und reißt zudem alte Wunden wieder auf. Während sie darum kämpft, ohne ihre Freundin zurechtzukommen, ist Isabelles Mut das, was ihr hilft.
Vielen Dank an NetGalley.de und den Piper Verlag für dieses Rezensionsexemplar!
In die Geschichte um Isabelle und Julia hineinzukommen war sehr einfach. Denn man steckt von Anfang mittendrin im Geschehen. Dem tut es auch kein Abbruch, dass Werrelmanns Schreibstil um einiges poetischer ist, als ich es gewohnt bin oder normalerweise mag. Besonders zu dem Teil des Buch nach Isabelles Tod passt der Schreibstil meiner Ansicht nach gut.
Trauer ist zwar etwas sehr persönliches, aber dank des Schreibstils wird Julias Trauer um Isabelle nahezu greifbar und ich konnte sie sehr gut nachempfinden.
Im Juli letzten Jahres ist mein Opa gestorben und in meinem unmittelbaren Umfeld ist auch Brustkrebs schon mehrmals vorgekommen. Deshalb war ich mir nicht sicher, ob und wie gut ich mit den Themen im Buch umgehen könnte. Über gut die Hälfte des Buch geht es aber gar nicht so sehr um die Gegenwart der beiden Frauen, sondern darum, wie sich ihre Freundschaft entwickelt hat und welche Hürden die beiden schon zu überwinden hatten. Die beiden Erzählstränge, also einmal die Vergangenheit der beiden und dann Julias Umgang mit Isabelles Tod, sind im Buch verwoben. Es geht also immer wieder weg von den für mich sehr emotionalen Themen und hin zu Themen, die ich besser vertragen konnte.
Gut gefallen hat mir, wie Lioba Werrelmann es schafft, mit wenigen Worten die Menschen so zu skizzieren, dass ich sie oder ihn quasi vor mir sehen konnte. Und sie sind mir schnell ans Herz gewachsen. Ich fand auch schön, dass Erzähl mir was Schönes keinen Antagonisten hat. Die Personen im Buch machen, so wie jeder Mensch, Fehler und das sorgt für Konflikte. Aber es gibt Dinge und Erlebnisse, wie Isabelles Krebs, die das wieder ins Verhältnis rücken.
Der Klappentext des Buches stellt in den Fokus, dass Julia irgendwie auf Isabelle zurückgreift, um mit der schlimmsten Trauer umzugehen. Das empfand ich nicht so. Für mich war Julia von den beiden Freundinnen von Beginn an die stärkere. Für mich ist die Botschaft des Buches eher, dass man freundlicher und nachsichtiger mit den Menschen, die man mag, umgehen sollte und dass man gerade bei ihnen öfter sagen sollte, was einen stört, sodass Probleme aus der Welt geschaffen werden können. Für mich war das Traurigste an diesem Buch nicht, dass Isabelle stirbt, sondern wie viele Chancen Julia und sie verpasst haben, um miteinader zu reden und sich zu sehen. Es ist für mich auch das Schlimmste am Tod meines Opas.
Normalerweise schreibe ich hier ein kleines Fazit hin, eine Empfehlung. Hier kann ich euch keine geben. Erzähl mir was Schönes ist für mich eines der Bücher, das zur genau richtigen Zeit kam. Und es hat etwas in Worte gefasst, das ich nicht in Worte fassen kann.
„[Isabelle] wusste, wie es geht, dieses Leben.“
Clemens (S. 212)

Über Lioba Werrelmann:
Werrelmann wurde 1970 im Rheinland geboren. Sie war Reporterin für die Lokalzeitung und studierte später Politische Wissenschaften. Ihr Volontariat machte sie beim WDR und arbeitete für Radio und Fernsehen, u. a. als ARD-Korrespondentin in Berlin. Dem setzte eine angeborene Herzkrankheit ein Ende. Sie schrieb danach ein Buch, Stellen Sie sich nicht so an! über ihre Erfahrungen, dem folgte ein Krimi und nun Erzähl mir was Schönes.
Sie arbeitet für den WDR und lebt wieder im Rheinland.
Quellen: Bastei Lübbe & Website der Autorin
WERBUNG

Taschenbuch: ISBN 978-3-492-50303-7 | 13,99€
E-Book: ISBN 978-3-492-98627-4 | 6,99€
304 Seiten | erschienen 2019
Verlagswebseite zum Buch