
Laufen. Essen. Schlafen. | Christine Thürmer | Piper | erschienen 2016
ISBN 978-3-492-97383-0 | 16.99€ (Paperback)/12.99€ (E-Book)
Leseprobe
Über Christine Thürmer:
Thürmer war eine echte Karrierefrau – bis ihr mit 36 Jahren der Job gekündigt wurde. Aus heutiger Sicht bezeichnet sie es als das Beste, was ihr passieren konnte. Denn sie machte sich auf, um den Pacific Crest Trail zu wandern. Dabei leckte sie sozusagen Blut und obwohl sie nach Deutschland zurückkehrte, hatte sie bereits mit 41 Jahren die Triple Crown beendet: den Pacific Crest Trail, Continental Divide Trail und den Appalachian Trail zu wandern. Insgesamt ist sie bis heute rund 32.000 km gewandert, 22.000 km Fahrrad gefahren und hat 5.000 km im Boot zurückgelegt.
Quelle: Christine Thürmers Blog The Big Trip
Nachdem ihr gekündigt wird, beschließt Christine Thürmer 2006, den Pacific Crest Trail im Westen der USA zu laufen. 2007 kündigt sie auch ihren neuen Job und läuft den Continental Divide Trail sowie den Appalachian Trail. Seitdem ist sie zwar noch viele tausende Kilometer gelaufen, aber dieses Buch berichtet von den ersten drei Trails. Thürmer beschreibt die Planung, die den Trails vorausgeht und berichtet vom Leben als sogenannter thruhiker.
Ein Satz aus diesem Buch ist mir besonders in Erinnerung geblieben:
„Wenn Sie sich erst finden müssen, dann schaffen Sie einen solchen Trail nie. Fünf Monate allein zu Fuß durch die Wildnis – dabei müssen Sie schon sehr gut mit sich selbst auskommen.“
– Christine Thürmer (S. 163)
Denn das steht in starkem Widerspruch zu dem, was man oft über Wanderberichte liest und auch zu dem, was ich erwartet hatte. Enttäuscht hat mich das Buch dennoch nicht. Thürmer beschreibt mit Humor die euphorischen Momente und Rückschläge, erzählt von Freundschaften, aber auch von dem organisatorischen Teil der Wanderungen. Wie genau für eine monatelange Wanderung gepackt wird und wie viel Planung letztendlich in diesem scheinbar freien Leben liegt. Da ich mich vorher noch nie mit diesem Thema beschäftigt habe, hat mich einiges doch sehr erstaunt. Mir war beispielsweise nicht bewusst, wie groß die Community dieser „Outdoor-Junkies“, wie Thürmer sie nennt, ist.
Es hat einfach Spaß gemacht, diese Wandlung einer Bürofrau zu einer dreckstarrenden Wanderin zu erlesen. Auch wenn ich viele ihrer Entscheidungen nicht nachvollziehen konnte – das macht uns auch aus, dass wir so unterschiedlich. Auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, einen Lebensstil wie Thürmer zu führen, war es doch interessant, in diese Welt ein Stück weit einzutauchen.
Dieses Buch hat mir auch wieder vor Augen geführt, mit wie wenig wir letztendlich auskommen können. Diese thruhiker leben wirklich nur mit dem nötigsten und haben teilweise Strecken, auf denen falsch rationierte Lebensmittel zu einem lebensgefährlichen Problem werden können. Andererseits gibt es entlang der Strecken, über die dieses Buch berichtet, zahlreiche Helfer. Diese Hilfsbereitschaft hat mich doch immer wieder überrascht und ein wenig sprachlos zurückgelassen – wer weiß, ob ich in einer solchen Situation ebenfalls als Helfer gehandelt hätte!
Mit Thürmer ist dieses Buch zudem aus der Sicht einer Frau geschrieben, die ganz genau weiß, was sie will und dafür bereit ist, sehr viel zu opfern. Auch wenn ich vermutlich nie zu einem thruhiker werde, ist sie doch ein Vorbild, denn letztendlich müssen wir mit unserem Leben zufrieden sein und es leben können! Ich denke, dass diese Tatsache im Buch sehr deutlich aufgezeigt wird und allein dafür lohnt es sich, dieses Buch zu lesen.
Ich kann ankommen, wann immer ich will.
– Christine Thürmer (S. 321)